IMKEREI HEUTE

Heute wird die Bienenhaltung und Bienenzucht weitgehend als Liebhaberei, ganz selten nebenberuflich betrieben. Das Interesse an der Bienenhaltung ist enorm gewachsen.  Dabei spielt die Motivation, für die Umwelt etwas zu tun, oft eine stärkere Rolle als die Erwartung, über den Honigverkauf eine zusätzliche Einkommensquelle zu erschließen. Deshalb werden oft nur wenige Bienenvölker in unterschiedlichsten Beutensystemen im eigenen Garten gehalten. Die pure Lust am Bienenvolk steht für viele im Vordergrund.

Viel Idealismus muß die sich ständig verschlechternden Trachtmöglichkeiten ausgleichen, die verursacht sind durch die unaufhaltsame Abnahme naturbelassener Flächen infolge intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und Bebauung, Vernichtung von Hecken und Ackerunkräutern sowie durch die zunehmenden Waldschäden.

Hinzu kommen Folgen der Globalisierung wie eingeschleppte Krankheiten und Parasiten, Einkreuzung fremder, an unsere Verhältnisse weniger angepasster Rassen, die Auswirkungen des Klimawandels und vieles mehr. Eine extensive Bienenhaltung wie früher ist nicht mehr möglich. Eine erfolgreiche Imkerei stellt heute hohe Anforderungen an den Imker, seinen Wissenstand, sein praktisches Können und seine verfügbare Zeit.

Wegen der ebenfalls zunehmenden Verarmung der Insektenwelt wird aber gleichzeitig die Bedeutung der Honigbiene als Bestäuberin von Wild- und Kulturpflanzen immer größer.

Eine Schulung der Imkerschaft, moderne Betriebsweisen und gezielte Königinnenzucht versuchen diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen. All das kann aber nur begrenzt Besserung schaffen, denn die Honigbiene hat ihre natürliche Lebensweise über viele Jahrhunderte menschlicher Einflußnahme nicht geändert und ist im Gegensatz zu den domestizierten Haustieren immer eigenständig geblieben.

Und das ist eigentlich das Schöne an den Bienen: der Imker muß lernen, sie zu verstehen, mit ihr und nicht gegen ihre jeweiligen Bedürfnisse zu handeln. Das setzt ein hohes Einfühlungsvermögen voraus, dazu die Kenntnis natürlicher Abläufe, der Jahreszeiten, des Wetters, der Pflanzenwelt. Die Biene erzieht zu Ruhe, zum Staunen und zum Nachdenken.

Das Ergebnis ist eine der sinnvollsten und erfüllendsten Freizeitbeschäftigungen in unserer sonst so gestreßten, hektischen, lauten und oberflächlichen Zeit.

Bernd Möller - 05.12.2018