Honigbienen sind seit eh und je ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt, sie waren schon immer ein natürlicher Bestandteil der Tierwelt der sonnendurchfluteten Laub-Urwälder Europas und damit auch unseres Raumes, schon lange bevor der Mensch ihn besiedelte und nutzte.
Hohle Stämme waren ein idealer Platz für Wabenbau, Brut und Vorräte. Windwurf sorgte für blühenden Unterwuchs und Gesträuch. Blüten und Blatthonige der Bäume boten ein reiches Trachtangebot.
Ähnlich dem Bären suchten unsere Vorfahren nach solchen wildlebenden Bienenvölkern, um mit Hilfe von Feuer und Rauch ihre Vorräte an Honig und Wachs zu erbeuten.
Der Übergang zu einer nachhaltigeren Wildbienen-Nutzung war wohl in dem Augenblick vollzogen, als der Mensch erkannte, daß er nicht alle Waben entnehmen durfte: Blieben einige Brutwaben unversehrt, kehrten die vertriebenen Bienen zurück, bauten das Nest wieder aus und lagerten erneut Honig ein.
Die bäuerliche Bevölkerung ging dann schon früh dazu über, Bienenvölker am Hof zu halten. Bereits um 500 v.Chr., also in der Keltenzeit, ist eine solche Hausbienenzucht auch in unserem Raum durch Funde am Magdalensberg bei Villingen nachgewiesen.
Als Behausungen für die Bienen eignete sich das leichte, aber wärmehaltige Stroh, das in der Landwirtschaft ausreichend vorhanden war. So entstand der Strohkorb. Im alemannischen Siedlungsgebiet entwickelte sich später eine Sonderform, der „alemannische Rumpf“ - mit seinen besonderen Merkmalen und Möglichkeiten.
Wachs und Honig hatten früher eine wesentlich größere Bedeutung als heute. Sie galten als Luxusgüter für die Oberschicht, für Hof und Kirche. Und sie waren wertvolle Handelsgüter.
Deshalb ordnete Karl der Große 812 in seinem berühmten Capitulare de villiis, den Bestimmungen für die kaiserlichen Landgüter, die Bienenhaltung regelrecht an.
Das galt damit auch für unseren Raum. Die Inhaber von Lehensgütern mußten unter Karl immer genügend Leute zur Besorgung der Bienen vorhalten.
Die Zähringer und ihre Nachfolger, die Fürstenberger, führten diese Politik fort. Honig und Wachs wurden wichtiger Bestandteil der jährlichen Abgaben an Klöster und Lehensherren während des ganzen Mittelalters.
Höfe mit Bienenhaltung waren wertvoller Besitz. Mancherorts entstand sogar eine besondere Form der Schutzhörigkeit, die „Wachszinsigen“:
Das waren Bauern, die sich auf Kirchengrund niedergelassen hatten und für den dadurch erlangten Schutz der Kirche am jährlichen Festtag des Heiligen eine festgelegte Menge an Wachs zinsten. Chroniken aus dem 13.Jahrhundert berichten z.B. von „Immenhöfen“ bei Volkertsweiler als Beispiel aus unserem Raum.
Die Reichsstädte und damit auch Villingen übernahmen diese Praxis. Hinzu kam die immer größere Bedeutung vor allem des Wachses für das Handwerk. Auch der Handel benötigte mit wachsendem Wohlstand immer größere Mengen an Wachs und Honig.
Ein weiterer wichtiger Bedarf entstand durch den weitverbreiteten Brauch der Wachsstiftungen zur Rettung des Seelenheils und der Wachsstrafen bei Gerichtsverhandlungen.
Diese waren auch in Villingen üblich. Besonders die Zünfte verhängten wegen Verfehlungen ihrer Mitglieder gern Wachsstrafen. Das Wachs verwendeten sie dann für ihre prächtigen Zunftkerzen. Die Wollenweberordnung der Markgrafschaft Baden von 1486 beispielsweise besagt:
"Item welcher knapp fürhin mee zutrinket, das er es nit behalten mag, oder es widder von ime geyt, soll gestraft werden und zu pene (=Strafe) geben 1/2 Pfund Wachs an unser frouwen kerzen."
Zum Vergleich: Ein Handwerker verdiente damals 24 Pfennig am Tag, ein Pfund Fleisch kostete 4 Pfennig, 1 Pfund Wachs aber 40 Pfennig!
Und noch 1803 wird in einer Verfügung der Stadt Villingen angedroht:
"Welcher einen Hund ... in die Kirche einbringen werde, um ¼ Pfund Wachs zu strafen, ...“
Der Bedeutung von Bienen, Wachs und Honig entsprechend gab es auch in unserem Raum schon früh eine Vielzahl von Verordnungen zum Umgang mit Bienen. So findet sich im Kinzigtaler Lagerbuch von 1500 – 1510 der Eintrag einer Jagdordnung, in der es heißt:
„Der Graf (von Fürstenberg) erlaubt auch einem jeden, Immen, die verloren oder einem entflogen sind, in Wäldern und auch sonst zu suchen; welcher sie findt, der soll sie bei Eid auch dem Forstmeister anzeigen, vorbringen und zur Hälft dem Forstmeister geben oder sich mit ihm vertragen.“
Und in einer Fürstenbergischen Jagdordnung von 1616 steht:
„Mit imben und wilden obsbäumen, wa die gefunden oder ausgehauen werden wollten, sols gehalten werden wie bishero, doch dass damit der baum, darin der immen gefunden würd, verschont und schädlich nit zerhauen werde“.
Die Zeit der Renaissance ist auch eine Zeit der Rückbesinnung auf die Wissenschaften der Antike und ihre Weiterentwicklung. So beginnen auch die
Naturwissenschaften sich wieder mit den Bienen zu beschäftigen:
Georg Pictorius, ein Sohn Villingens, später Lehrer an der Lateinschule in Freiburg, Doktor der Medizin und vorderösterreichischer Physikus zu Ensisheim im Elsaß, ging 1563 mit einem kleinen Buch in die Geschichte der Imkerei ein.
Es ist das erste in Deutsch geschriebene Buch über die Imkerei.
Es handelt nicht nur - wie seit Jahrhunderten in schöner Wiederholung üblich - das Bienenleben im Sinne der alten Klassiker ab, sondern hinterfragt und korrigiert diese antiken Texte und beschreibt aus eigener jahrelanger Praxis heraus systematisch die Bienenzucht seiner Zeit.
Die Reformation mit der Aufhebung vieler Klöster und ihrer neuen, dem Prunk der alten Messe entsagenden Gottesdienstordnung, die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und in seiner Folge die Umorientierung des Welthandels führten zu einem Niedergang der blühenden Imkerei.
Auch die Entdeckung der neuen Welt und neuer billigerer Handelsgüter, z.B. Rohrzucker und Waltran, später der Rübenzucker, das Petroleum und das aus Erdöl gewonnene Stearin machten der gewerbsmäßigen Imkerei immer mehr Konkurrenz und ließen sie zur Bedeutungslosigkeit verkommen.
Aber auf den abseits gelegenen Schwarzwaldhöfen war die Bienenhaltung weiterhin eine Notwendigkeit zur Selbstversorgung.
Ein großer Aufwand wurde mit den Bienen nicht getrieben. Der Bauer selbst verstand sich oft nur auf das Einfangen und Aufstellen der Schwärme und hatte meist viel Respekt vor seinen stechlustigen Hausgenossen. Alle anderen Arbeiten wurden häufig einem Spezialisten, dem "Immenschnieder", überlassen, der die Völker einer ganzen Gegend versorgte.
Diese fachkundigen Männer wanderten von Hof zu Hof, versorgten den Bauern die Bienen, ernteten den Honig und fertigten aus Honig, Wachs und Kittharz allerlei Wundermittel für Mensch und Vieh, die heute noch ihre Wirkung tun, soweit die Rezepturen noch erhalten sind.
Dieses Gewerbe der "Immenschnieder" oder "Immenfaktorn" war eine Eigentümlichkeit der Korbimkerei des Schwarzwaldes.
Verwendet wurde der alemannische Typ des Strohkorbes, wegen seiner gedrungenen Form auch "Rumpf" genannt. Er wurde mit einer Mischung aus Kuhdung und Lehm wetterfest gemacht und auf ein Bodenbrett gestellt. Diese Körbe standen auf der Sonnenseite des Hauses unter dem schützend vorspringenden Dach auf einem Gestell, der "Immenbank", oder auf dem außen umlaufenden "Gang", der die oberen Räume miteinander verband.
Der Bauer selbst verstand sich oft nur auf das Einfangen und Aufstellen der Schwärme, alle anderen Arbeiten wurden häufig einem Spezialisten, dem "Immenschnieder", überlassen, der die Völker einer ganzen Gegend versorgte.
Zog ein Bienenschwarm aus, war das immer eine aufregende Sache. Man versuchte ihn durch Lärmen, durch Schlagen auf blecherne Gefäße oder gegen Sensenklingen sowie durch Bespritzen mit Wasser am Davonfliegen zu hindern.
Setzte sich der Schwarm z.B. an einem Ast fest, wurde er in einen leeren, umgedrehten "Rumpf" geschüttelt, "eingeschlagen". Am Abend kam der Schwarm dann auf die Immenbank zu den anderen Völkern. Solche Körbe mit neu eingeschlagenen Schwärmen wurden oft liebevoll mit Blumen geschmückt.
Die Haupthonigernte erfolgte in normalen Jahren oft erst im Frühjahr um den Josefstag herum (19.März). Die Völker hatten dann auf ihren Vorräten überwintert. Jetzt konnte man ihnen bei beginnender neuer Tracht den überschüssigen Honig nehmen, ohne sie in Hungersnot zu bringen.
Dazu wurden die Körbe leicht angehoben, die Bienen mit Rauch besänftigt, die Körbe umgedreht und die Honigwaben vom Immenschnieder mit besonderem Werkzeug ausgeschnitten.
Die Bienen bevorzugten es, das Brutnest im vorderen Teil des Korbes, zum Flugloch hin, anzulegen, den Honigvorrat im hinteren, flugloch-fernen Teil. Die niedere Form des Rumpfes förderte dieses Verhalten noch. Nach dem Entfernen der Honigwaben wurde der Korb auf seinem Bodenbrett um 180° gedreht. So kam der entstandene Leerraum nach vorne, wurde neu ausgebaut und bebrütet, und beim nächsten Mal konnten im hinteren Korbteil die stehen gelassenen älteren, dann mit Honig gefüllten Waben erneut ausgeschnitten werden.
Der alemannische Rumpf wurde deshalb auch "Drehrumpf" genannt und besaß als Charakteristikum kein eigenes Flugloch. Dieses musste ins Bodenbrett eingeschnitten werden.
Diese Betriebsweise unterschied sich vorteilhaft von der vieler anderer Gegenden, konnte doch so der Honig entnommen werden, ohne das Volk abzuschwefeln, abtöten zu müssen. Bei den schlankeren, höheren Körben z.B. der Heideimkerei war das nötig, denn hier lagerten die Bienen den Honig über und um das Brutnest herum, und beides konnte dann nur zusammen entnommen werden.
Später ging man dann dazu über, bei Bedarf den Korbraum zu vergrößern. Bildete sich in der Trachtzeit ein "Bienenbart" am Flugloch des Rumpfes, man sagte auch: "die Bienen lagern vor", war das ein Zeichen dafür, dass er gefüllt war und die Bienen nicht mehr recht arbeiteten.
Dann wurde ein aus rohen Brettchen gezimmerter Kasten oder ein strohener Ring "untersetzt". War auch dieser gefüllt, kam ein zweiter oder gar ein dritter Untersatz dazu. Zum Ernten wurde dann ein Draht zwischen Korb und Untersätzen durchgezogen, damit beim Abheben nicht alle Waben heraus brachen. Der Korb kam dann mit dem Brutnest auf das Bodenbrett am alten Stand, und die Untersätze wurden ausgeräumt. Die darin befindlichen Bienen flogen dem alten Stock zu.
Auch durch Aufsetzen einer Strohkappe auf den Korb konnte Raum geschafft werden. Durch ein Scheitelloch im Rumpf stiegen die Bienen in die Kappe, bauten diese aus und lagerten Honig ein. Dann brauchte diese Kappe nur noch abgenommen und durch eine neue ersetzt zu werden. Der Honig wurde oft gleich in dieser Strohkappe noch in den Waben verkauft.
Im Winter wurden die Stöcke mit leeren alten Fruchtsäcken gegen Schnee, Wind und Kälte abgedeckt.
Gefüttert wurde kaum, auch dann nicht, wenn doch schon im Spätherbst geerntet worden war. Außer eingedickten Obstsäften stand kein Ersatzfutter zur Verfügung, und dieses war obendrein wenig verträglich für die überwinternden Bienen. Die Verluste waren entsprechend groß.
Sie hatten einen besonderen Ruf und waren ebenso wie die Bienen selbst von Geheimnissen umgeben, ermöglichten doch die dunklen Bienenkörbe mit dem fest eingebauten Wabenwerk keinen verstehenden Einblick in dieses unheimliche, wehrhafte Gewimmel.
Hier war Raum genug für symbolische Deutungen, für Naturzauber und Aberglauben. Die Immenschnieder galten deshalb als heilkundig und im Bunde mit den nicht immer ganz geheuren Mächten der Natur.
Die ländliche Bevölkerung hielt den Immenschnieder und seine Bienen vor allem deshalb hoch in Ehren, weil er mit Honig, Wachs, Pollen und Kittharz über begehrte und wirksame Heilmittel gegen mancherlei "Bresten" verfügte. Was diese Heilmittel in der damaligen Zeit für entlegene Höfe bedeuteten, weiß heute der Städter (mit Arzt und Apotheker gleich um die Ecke) kaum noch nachzuempfinden.
Gegen Husten und Verschleimung galt der Honig, oft in Verbindung mit Zwiebelsud und allerlei Kräutertees, zu Recht als hochwirksam, in Verbindung mit Milch als probates Beruhigungs- und Schlafmittel.
Bei Verstopfung und Darmbeschwerden wurde Honig als Abführmittel verwendet, ebenso half er bei der weitverbreiteten Mundfäule.
Mit Weizenmehl vermengt diente er zur Erweichung von Geschwüren. Viel verwendet wurde auch eine Salbe aus Wachs, Mehl und Öl (Baumöl, Hirschtalg) als Heilmittel bei allerlei Wunden und Verletzungen.
Bei entzündeten Augen brachte Honigwasser Linderung. Heißes Brot in Honigwasser eingelegt ergab einen Essig für allerlei Umschläge bei Mensch und Tier.
Als bewährtes Mittel gegen Hühneraugen galt eine alkoholische Lösung aus Kittharz und dem Vorlauf vom Schnapsbrennen. Aus dieser Tinktur mit Wachs, Schweineschmalz und eventuell noch getrockneter Ringelblume angefertigte Salben waren gut gegen Entzündungen und halfen zuverlässig bei Pilzinfektionen (Fußpilz) und Vereiterungen.
Und vom Immenschnieder gezielt angesetzte Bienen linderten mit ihren Stichen so manchen Rheumatismus.
Auch bei Krankheiten im Stall war neben dem Schmied der Immenschnieder oft gefragt. Beide wendeten häufig Wachs und Honig bei ihren Rezepturen an.
Waren die Kühe beim Gebären unruhig, bekamen sie eine Abkochung von Wabentrestern (Rückstände des bei der Wachsgewinnung heiß ausgepreßten Wabenwerkes) oder einen Honigtrank.
Bei Komplikationen nach der Geburt wurde der Tränke oft eine "Immenschniederkugel" aus zusammengeballten Wabentrestern beigemischt.
Bei Verschleimung des Viehs, vor allem der wertvollen Pferde, wurde Honig ebenso angewendet wie bei manchen Erkrankungen des Geflügels.
Bienen, Honig und Wachs in Brauchtum und Volksglaube:
Hier spielten Bienen, Honig und Wachs eine große Rolle.
Eine vielfältige Symbolik rankte sich um die Honigbienen, die ihre Ursprünge oft in der Antike hat. Bienen galten als Symbol der Reinlichkeit, der Jungfräulichkeit, der Liebe. Auf vielen Altarbildern tauchen sie im Hintergrund als Attribut der Jungfrau Maria auf.
Die Bienen galten aber auch als Sinnbild des Fleißes und der Sparsamkeit, der Wehrhaftigkeit und des Mutes, als Symbol der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung.
Auch prophetische Begabungen wurden den Bienen nachgesagt:
Ließ sich ein Bienenschwarm auf einem Menschen nieder, galt dieser als von Gott auserwählt.
Sie galten als direkt aus dem Paradies auf uns überkommen, das sie der Sünden der Menschen wegen verlassen hätten. Gott gab ihnen dafür seinen Segen mit in Form von Honig und Wachs und stellte sie in den Dienst der Kirche.
Damit wurde die Honigbiene selbst etwas Heiliges. Bienensegen und Beschwörungsformeln zeugen davon. In Legenden erscheinen sie als fromme, dienstbare Geister. Die Bienen umgab etwas Geheimnisvolles, das auch auf den Imker abfärbte.
Die Sprache bezeugt dieses besondere Verhältnis von Biene und Bienenvater im Schwarzwald:
Die Biene "wohnt", sie "ißt", weisellose Völker "heulen". Sie gehört zum Haus, nicht wie das Vieh zum Stall, die Völker "sterben ab".
Der Imker ist der "Bienenvater", nicht nur im Schwarzwald. Er redete oft mit seinen Völkern und entwickelt meist auch heute noch ein sehr enges, fast familiäres Verhältnis zu seinen Immen.
Ein nahes Verhältnis bestand auch zum Schicksal ihres Besitzers, zu Wohl und Wehe des Hauses. Starb der Bienenvater, mußten die Körbe "gerückt" und ihnen der Todesfall mitgeteilt werden, sonst würden sie ihm nachfolgen:
"Imb, hus wie du ghuset hesch, der Meister isch us dem Hus" (Gemeinde Gutach).
Ortsweise wurden den Bienen auch andere Familienereignisse angesagt, vor allem Festtage wie Weihnachten und Lichtmeß.
"Bieneli freuet üch, Lichtmeß isch do" (Gemeinde Schluchsee).
Man kaufte nicht gern Bienen eines Verstorbenen, sie könnten aus Kummer fortfliegen oder nicht gedeihen.
Verließen Bienen ohne erkennbaren Grund ihre Körbe, bedeutete das den baldigen Tod des Bienenvaters.
In der Baar gehörte der Bienenstock zur Aussteuer der Braut. Dem neuen Haushalt wurde der Bienensegen zugeführt.
Beim Bienenkauf durfte nicht gehandelt werden. Wer beim Verkauf betrog oder gar Bienen stahl, "der stiehlt sich alles Glück".
Nach Möglichkeit durfte das erste Volk nichts kosten, die Völkerzahl sollte mit der (heiligen) Dreizahl beginnen: einen Schwarm sollte man geschenkt erhalten, einen finden und einen kaufen.
Gefundene Schwärme brachten Glück, sie wurden in ihren neuen Körben mit Blumen oder frischem Reisig bekränzt, je nachdem man sie im Wald oder in der freien Flur "geschöpft" hatte.
Das letzte Volk durfte niemals verkauft werden, mit ihm würde das Glück vom Stand gehen.
Geiz bedeutete leere Waben: Wer einem Kranken eine Honiggabe abschlug oder das Wachs zur Bereitung einer Salbe verweigerte, dem starben mit großer Sicherheit im folgenden Jahr die Völker ab.
Auch die Kerze war Bestandteil vieler bäuerlicher Bräuche.
Zu Lichtmeß (2.Februar), dem offiziellen Ende der Weihnachtszeit und des bäuerlichen Arbeitsjahres, versammelten und versammeln sich bis heute Pfarrer und Gemeinde zur Weihe der Kerzen für das kommende Kirchenjahr. Eine an diesem Tag geweihte lange, weiße Kerze schützte Haus und Hof, Mensch und Vieh vor bösen Geistern, Krankheit und Unglück.
Früher brachten die wohlhabenderen Familien ganze Waschkörbe voll Kerzen mit: Symbole des geistigen Lichts wie der Vergänglichkeit, Vorrat für alle Eventualitäten des Lebens, für kirchliche und familiäre Feste wie Osterfeier und Taufen, aber auch für Krankenstube, Sterbezimmer und Friedhof.
Rot eingefärbte Kerzen waren für die Frauen, gebleichte weiße für die Männer bestimmt. Auf den Wachsmärkten zu Lichtmeß tauschten die Bauern das Wachs aus ihren Bienenstöcken gegen fertige Kerzen ein.
Im Kerzenlicht verschwammen die Grenzen zwischen der christlichen Symbolik und dem Aberglauben: Viele versprachen sich von den geweihten Kerzen Schutz.
Die durch Rußbeimengungen pechschwarze Wetterkerze bewahrte vor Unwetter, Blitz und Hagelschlag. Bei heraufziehendem Gewitter wird sie mancherorts im Schwarzwald noch heute ins Fenster gestellt.
Über der Stalltür schützte ein aus dem Wachs geweihter Kerzen gekneteter Stern vor bösen Geistern, im Bett unter dem Strohsack bewahrte er vor Alpträumen.
An Agatha (5. Februar) wurde im alemannischen Raum eine Kerze für jeden Familienangehörigen angezündet, auch für Abwesende und Verstorbene. Im Badischen wurden aus dem Tropfwachs dieser Kerzen kleine Herzchen geknetet und in die Hosennähte der Hirtenbuben eingenäht, um sie vor Unfällen zu schützen.
Das Wachs der Ostern in die Kirchen gebrachten und dort angezündeten Kerzen diente später zum Ausräuchern von Haus und Hof gegen Geister und Unwetter. Daraus geformte kleine Kreuzchen schützten ihrerseits als Amulett Stall und Mensch, Hab und Gut.
Auch Heilkräfte sprach man den Kerzen zu:
Die rote Kerze der Bäuerinnen brannte für die Gesundheit von Wöchnerin und Kind.
Am „Blasitag“ ( 3.Februar ), dem auf Lichtmeß folgenden kirchlichen Festtag des heiligen Blasius, erteilt der Priester in der Kirche den Gläubigen noch heute den „Blasiussegen“ zum Schutz gegen Halskrankheiten. Dabei hält er dem Gläubigen zwei gekreuzte, brennende Kerzen schützend vor den Hals.
Die Wachskerze begleitete gewissermaßen durchs Leben: sie brannte zu Taufe und Sterbestunde. Drei Tropfen Wachs einer solchen Kerze, ins erste Badewasser getropft, dienten deshalb im Schwarzwald auch als Orakel für die Zukunft des Neugeborenen: Ergaben die Tropfen z.B. kleine schwimmende Sternchen, war das ein Zeichen für eine glückliche Zukunft (Buchenberg / Königsfeld)
Das Aufkommen der modernen Kastenimkerei und das damit einhergehende zunehmende Wissen um biologische Zusammenhänge versachlichten auch den Umgang mit den Bienen. Zusammen mit dem so typischen Strohkorb verschwand auch das geheimnisumwitterte Schwarzwälder Original des Immenschnieders, mit ihm das Jahrhunderte alte Wissen um den Nutzen von Bienen, Honig und Wachs für Körper und Seele des Menschen, in glücklichen Stunden und in Stunden der Not.
Kriegswirren, nasskalte Jahre und Bienenseuchen brachten die Bienenhaltung im 18. Jahrhundert fast zum Erliegen.
Dennoch wurde gerade in dieser schwierigen Zeit die Imkerei als ein lohnender Nebenerwerb breiter Bevölkerungsschichten erkannt.
Am 08. April 1775 erließ deshalb Kaiserin Maria Theresia ein Schutzgesetz zur Förderung der Bienenzucht, das auch im damaligen Verwaltungszentrum der Österreichischen Vorlande, in Freiburg, veröffentlicht wurde und damit auch für Villingen gültig war:
„Die Nutzbarkeit der Bienenzucht, bei der manch fleißiger Untertan die reinste und sicherste Quelle seiner Kontributionen für die Erfordernisse des Staates findet, hat Unsere landesmütterliche Sorgfalt rege gemacht, und wir haben Uns entschlossen, diesen wichtigen Nahrungszweig durch besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung in Unseren Provinzen nach und nach zu fördern und zu verbreiten“
Sechzehn Paragraphen regelten:
Am 01. September 1785 gab Kaiser Josef II durch Hofdekret bekannt, daß:
„…auf vier Jahre in jedem Kreis zwei Prämien zu 12 fl und 7 fl für diejenigen ausgesetzt seien, die wenigstens 10 Stöcke besäßen.“
Nach fünfjährigem Bestehen der Prämien forderte der Landständige Kongreß durch Zirkular vom 16. Juni 1791 von den Gemeinden Bericht ein:
Stadt Villingen: „Prämien weiter nötig, war besser geworden. Der Fortschritt wurde aber wieder durch die große Kälte von 1788 zerstört. Geben sich viele mit Bienenzucht ab“
Nach den Napoleonischen Kriegen und den darauf folgenden revolutionären Unruhen nahm Mitte des 19. Jahrhunderts die nun badischen Regierung die Förderung der danieder liegenden Bienenhaltung wieder auf. Das galt auch für den Villinger Raum.
Lehrer, Geistliche, aber auch z.B. Eisenbahner wurden in speziellen Kursen zur Bienenhaltung angehalten, um damit ihr geringes Einkommen aufzubessern.
War die Bienenhaltung bisher überwiegend ein Produktionszweig der bäuerlichen Landbevölkerung, wurde diese nun zunehmend ein Nebenerwerb oder nur eine Freizeitgestaltung städtisch-kleinbürgerlicher Kreise.
Als deutsche Eigenart entwickelte sich auch in unserem Raum aus dem bäuerlichen Immenstand am Hof das Bienenhaus mit seiner kleinbürgerlichen Romantik. Das blühende Vereinswesen und die aufkommende Schrebergarten-Bewegung des Biedermeiers und des jungen Kaiserreiches veränderten die Imkerei völlig.
Die wichtigsten Entwicklungen waren: